Toxische Maskulinität und der Duft von Frauenfeindlichkeit


*TRIGGER WARNUNG* Gewalt, Femizid, Selbstmord, sexuelle Belästigung, Sexuelle Gewalt, Gewalt






  • 40% der Frauen in Deutschland haben seit ihrem 16. Lebensjahr körperliche und/oder sexuelle Gewalt erlebt.
  • 25% der in Deutschland lebenden Frauen haben Gewalt durch aktuelle oder frühere Beziehungspartner erlebt (häusliche Gewalt).
  • 13% der in Deutschland lebenden Frauen haben seit dem 16. Lebensjahr strafrechtlich relevante Formen sexueller Gewalt erlebt.
  • 42% der in Deutschland lebenden Frauen haben psychische Gewalt erlebt, z.B. Einschüchterung, Verleumdungen, Drohungen, Psychoterror.
  • Gewalt gegen Frauen wird überwiegend durch Partner oder Expartner und im häuslichen Bereich verübt.
  • Frauen in Trennungs- oder Scheidungssituationen sind besonders gefährdet, Opfer von Gewalt durch den (Ex)Partner zu werden.
  • Mehr als die Hälfte der von körperlicher Gewalt betroffenen Frauen hat körperliche Verletzungen aus Übergriffen davongetragen, von diesen hat ein Drittel deshalb medizinische Hilfe in Anspruch genommen.
  • Je nach Gewaltform haben 56% bis 80% der Betroffenen psychische Folgebeschwerden davongetragen (Schlafstörungen, Depressionen, erhöhte Ängste etc.). Besonders hoch war der Anteil bei psychischer und bei sexueller Gewalt.
  • Kinder sind oft von Anfang an in das Gewaltgeschehen gegen die Mutter involviert. 20% derjenigen Frauen, die in ihrer letzten Partnerschaft Gewalt erlebt haben, gaben die Geburt als das gewaltauslösende Ereignis an, weitere 10% die Schwangerschaft.
  • Gewalt markiert im Leben der Frauen oft einen Bruch mit den gewohnten Beziehungs- und Lebensbezügen, auch wenn der Täter nicht der Partner ist (z.B. Trennung, Wohnungswechsel, Kündigung des Arbeitsplatzes).
  • 37% der von körperlicher und 47% der von sexueller Gewalt Betroffenen haben mit niemandem darüber gesprochen. Die Anteile sind noch höher, wenn der Täter der aktuelle oder frühere Beziehungspartner ist.
https://www.frauen-gegen-gewalt.de/de/gewalt-gegen-frauen-zahlen-und-fakten.html


Sexuelle Belästigung gehört in Deutschland offenbar zum Arbeitsalltag. Jeder zweite Beschäftigte bekommt anzügliche Witze zu hören, muss unsittliche Berührungen ertragen oder im Büro den Anblick aufreizender Bilder dulden. Das ergibt eine Umfrage der Antidiskriminierungsstelle des Bundes (ADS) unter mehr als 1000 Angestellten.

Kolleginnen wie Kollegen erleben und beobachten demnach am häufigsten Zudringlichkeiten durch Männer 

Weibliche Angestellte hingegen klagen häufiger über unerwünschte körperliche Annäherungen. Jede Fünfte hat das bereits erlebt. Jede Zehnte gibt an, schon einmal eine ungebetete Umarmung bekommen zu haben oder gar einen Kuss.

https://www.welt.de/wirtschaft/article138018261/Sexuelle-Belaestigung-ist-in-deutschen-Bueros-Alltag.html


Fast jede 7. Frau in Deutschland ist von sexueller Gewalt betroffen.
• 13% der in Deutschland lebenden Frauen haben seit dem 16. Lebensjahr strafrechtlich relevante Formen sexueller Gewalt erlebt. Das heißt Vergewaltigung, versuchte Vergewaltigung oder unterschiedliche Formen von sexueller Nötigung.1
• Rund 25% der in Deutschland lebenden Frauen ist körperliche oder sexuelle Gewalt (oder beides) durch aktuelle oder frühere Beziehungspartnerinnen oder –partner widerfahren.
Nur 5% der Sexualstraftaten werden angezeigt.
• •
• •
Laut der Studie „Lebenssituation, Sicherheit und Gesundheit von Frauen“ haben nur 8% der Frauen, die sexuelle Gewalt erlebt haben, die Polizei eingeschaltet.2
Da nicht wenige Frauen mehrfach sexuelle Gewalt erlebt haben, liegt die Quote der polizeilich angezeigten sexuellen Gewalthandlungen bei unter 5%.
Jährlich werden ca. 8.000 Vergewaltigungen in Deutschland angezeigt.3
Damit kommen in Deutschland jährlich 9,85 angezeigte Vergewaltigungen auf 100.000 Einwohner/innen. Das entspricht dem unteren Mittelfeld im europäischen Vergleich. Schwedens Meldequote ist viel Mal höher (46,4 Anzeigen auf 100.000).
Von 100 angezeigten Vergewaltigungen enden im Schnitt nur 13 mit einer Verurteilung.
• Jährlich sind es etwas mehr als 1.000 Verurteilungen bei 8.000 Anzeigen in Deutschland.4• Damit liegt die Verurteilungsquote bei 13%. Diese Verurteilungsquote ist im europäischen
Ländervergleich unterdurchschnittlich.
Falsche Beschuldigungen – ein großes Problem?
Falsche Beschuldigungen sind marginal. „Entgegen der weit verbreiteten Stereotype, wonach die Quote der Falschanschuldigungen bei Vergewaltigung beträchtlich ist, liegt der Anteil bei nur 3%. Auch in anderen Ländern ist das Problem der Falschanschuldigung marginal und rangiert zwischen 1-9%.“5
Täter statt Täterinnen: sexuelle Gewalt wird durch Männer verübt.
• Untersuchungen belegen, dass sexuelle Gewalt bis zu 99 Prozent von Männern verübt wird; der Anteil von Frauen als Täterinnen beträgt unter 1 Prozent.6
• Ein ähnliches Verhältnis ergibt sich bei sexueller Belästigung: In 97% der Fälle gehen die Belästigungen von männlichen Personen und in nur 2% der Fälle von weiblichen Personen aus.

https://frauenrechte.de/online/images/downloads/hgewalt/Sexuelle-Gewalt-in-Deutschland.pdf

Es ging um die sexuellen Übergriffe während des Münchner Oktoberfestes. Dort stand: „Rund 10 Vergewaltigungen pro Oktoberfest gehen in die Statistik ein – die Dunkelziffer wird auf 200 geschätzt.“


Für sexuelle Nötigung braucht es: Gewalt oder eine Drohung, von der Gefahr für Leib und Leben ausgeht. Alternativ: der/die Überfallene ist dem Peiniger schutzlos ausgeliefert. Nein zu sagen, reicht nicht. Für den Tatbestand der Vergewaltigung sind Beischlaf oder ähnliche sexuelle Handlungen, die mit dem Eindringen in den Körper verbunden sind, Voraussetzung. Außerdem: „besondere Erniedrigung“. Wo die Grenze dafür liegt, bleibt Ermessenssache der Richter.
Schon was als Vergewaltigung gilt, ist also nicht eindeutig.
Nicht Teil der Statistiken sind demnach: Jene Frauen, die erst nach dem Erscheinen der Reporte so eine Tat anzeigen, und die, die auf dem Heimweg angegriffen werden.
wird grundsätzlich nur von den bis zur Veröffentlichung angezeigten Fällen gesprochen.
sind das nicht jene, die in dem Jahr verübt worden sein sollen, sondern jene, zu denen die Ermittlungen in diesem Jahr abgeschlossen wurden.
http://www.taz.de/!5271854/




Gewalt an Frauen – Alle drei Minuten ereignet sich in Deutschland eine Vergewaltigung.

https://netzfrauen.org/2016/01/06/gewalt-frauen-alle-drei-minuten-ereignet-sich-deutschland-eine-vergewaltigung/

Der Münchner Frauenmord ist bei weitem kein trauriger Einzelfall: 313 Frauen wurden 2011 das Opfer von Mord oder Totschlag, fast jede Zweite davon starb durch die Hand ihres eigenen Mannes. Viele weitere Gewalttaten bleiben wohl unentdeckt.

https://www.focus.de/panorama/welt/bka-studie-zu-feminiziden-jeder-zweite-frauenmord-wird-vom-partner-veruebt_aid_757636.html

Öffentliche Hinrichtungen, Beschneidung, Mord, Missbrauch, Misshandlungen, Zwangsverheiratungen, Mädchen- und Frauenhandel – Gewalt gegen Frauen lässt sich nicht als kulturelle oder religiöse Folklore entschuldigen. Es handelt sich nicht um Einzelfälle. Jeder einzelne Fall ist Teil eines Ganzen. Teil des Femizids.
Auch hier in Europa erleben unvorstellbar viele Frauen psychische, physische oder sexuelle Gewalt. Ob zu Hause, am Arbeitsplatz oder in der Öffentlichkeit – Frauen sind nirgendwo vor Übergriffen geschützt!
Weltweit richten sich zwei von drei Tötungsdelikten gegen Frauen, ergab die Studie.
So weit verbreitet wie die Gewalt an sich ist das vorherrschende Schweigen darüber, denn viele Opfer zögern noch immer, sich jemandem mit ihrer Qual anzuvertrauen.
Das Forscherteam der UN fand heraus, dass weniger als 40 % der Opfer ihr Schweigen brechen, indem sie zur Polizei oder zu Sozialarbeitern gehen. Sie sprechen eher mit Freunden oder der Familie. Im Endeffekt wenden sich weniger als 10 % an die Polizei.
https://netzfrauen.org/2016/01/06/gewalt-frauen-alle-drei-minuten-ereignet-sich-deutschland-eine-vergewaltigung/
Mit wenigen Ausnahmen (etwa China) töten sich in fast allen Ländern der Welt wesentlich mehr Männer als Frauen. 
http://www.faz.net/aktuell/gesellschaft/menschen/das-unterschaetzte-problem-todesursache-suizid-11879002.html
http://www.xinhuanet.com//english/2016-09/20/CmxmseE010005_20160919_MXMFN0A001_11n.jpg

Keine Sorge, ich werde euch hier nicht nur mit Statistiken und Ausschnitten aus Artikeln zuspamen, ich wollte nur, dass ihr mal einen groben Überblick von den Auswirkungen der männlichen Gewaltbereitschaft bekommt. 
Hunderttausende Vergewaltigungen, Morde,  sexuelle Übergriffe/Belästigung, Gewalt, Verstümmelungen, Zwangsverheiratungen, Verkäufe von Frauen in den Sexsklavenhandel, Zwangsprostitution, Entführung, etc. Die Liste an Dingen die Frauen allein auf Grund ihres Geschlechts erleiden müssen ist unendlich lang. Und sie haben alle einen gemeinsamen Nenner: Toxische Maskulinität. 
Nun, bevor sich die Menschen wieder aufregen, die diesen Begriff nicht kennen: es gibt einen Unterschied zwischen Maskulinität und toxischer Maskulinität. Toxische Maskulinität sind bestimmte Charakterzüge, die meistens auf Männer zutrifft, aber nicht nur. Diese Charakterzüge werden meistens erlernt, durch das Patriarchart und stützt sich auf vorgegebene Geschlechterrollen und Stereotypen. Mann muss besser als Frau sein. Mann muss Macht haben. Mann muss ja stark sein. Mann darf ja nicht weinen. Mann ist ja der Boss des Hauses. Mann darf ja keine schlechtere Arbeitsposition als Frau haben. Mann darf ja nicht schlechter im Sport sein als Frau. Mann darf sich ja von Frau nichts sagen lassen. Mann darf ja nicht etwas machen, was als schwul gedeutet werden könnte (zB eine Maniküre. Ja, sich um seine Nägel zu kümmern, ist ja sooo unmännlich). Hetero Mann und Hetero Mann dürfen ja keine (freundschaftliche) Zuneigung zeigen. Mann darf ja kein Make-up, etc. tragen. Mann darf ja nicht nach frischen Erdbeeren und generell Früchten schnuppern, Mann darf nur nach Moschus, Rinde und Leder riechen. Mann darf ja keine Schwäche zeigen. Mann muss ja selbstbewusst,  stark, maskulin,durchsetzungsfähig, verständnislos, stolz und selbstzentriert sein. 
"Sei mal ein Mann", "Sei nicht so eine Pussy", "Du spielst wie ein Mädchen", "no homo", "Wie schwul", "heul nicht", "lass dir doch von ner frau nichts sagen!" "

Um es zusammenzufassen: alles was nur im Ansatz an Femininität grenzt, ist schlecht und schwach.  Jedenfalls wird uns das immer eingeredet.
Ein Junge sticht  über 1 dutzend mal auf ein Mädchen ein, weil sie nein zu seinen Avancen sagte. 
Ein Mann prügelt seine Freundin aus Eifersucht und Rachsucht zu Tode, als er herausfand, dass diese in betrügt.
Ein Mann sticht multiple Male auf seine hochschwangere Frau ein, tötet sie und das Baby, nachdem sie versucht hatte nach den sexuellen Übergriffen von ihm das Haus zu verlassen. 
Ein Gruppe von Männern vergewaltigt auf offener Straße am heiligten Tag eine Frau, Passanten filmen das Ganze.
Ein Mann rastet aus, wünscht einer Frau eine Vergewaltigung, sagt ihr, er wird sie finden, als sie ihn über Tinder abweist. Immerhin war er doch so charmant. 
Mann mischt einer Frau K.O Tropfen in den Drink und vergewaltigt sie. Es sei sein gutes Recht, da er ihr zuvor einen Drink gekauft hatte, den sie annahm und dennoch nein zu ihm sagte. 
Mann prügelt auf Frau ein und verbrennt sie bei lebendigem Leib, nachdem er vor seinen Freunden bloßgestellt wurde, als sie dem flirtendem Mann erzählte, dass sie transgender ist.  
Ja, diese Situationen sind alle wirklich passiert. 
Ich habe ganz bewusst keine weiteren Details genannt, weil Situationen wie diese tag-täglich passieren. Diese brutalen Umstände sind keine Einzelfälle. Ganz im Gegenteil, sie passieren sogar äußert häufig. Weltweit.

All das sind Beispiele für die Auswirkungen von toxischer Maskulinität.  

Toxische Maskulinität legt den Grundstein für Frauenfeindlichkeit und für die Unterdrückung der Frauen, Transfrauen, Homosexuellen Männer und Femininität, ist aber nur ein kleiner Teil, eine Unterthematik, des viel größeren Ganzen: Sexismus. Diese kostet seit Jahrtausenden von Jahren die Leben von Millionen. 

Es ist etwas, was Männer, insbesondere hetero-cis Männer profitiert und in erster Linie das globale Patriarchat ermöglicht. Aber auch wenn toxische Maskulinität etwas ist, was diese Gruppe privilegiert, ist es oft so, dass der extreme Druck der "vorgelegten Maskulinität" dazu führt, dass viele Männer sich schlussendlich das Leben nehmen, oder zumindestens zu extremen Gewaltausbrüchen führt, wie oben schon erwähnt, manchmal auch in Verbindung mit einem Massenmord. 

Also warum das ganze?
"Er" Welt hasst uns Frauen und die damit verbundene Femininität so sehr, dass er alles tut um diese zu unterdrücken und im Keim zu ersticken. Dabei ist es eigentlich so, wenn wir mal ganz ehrlich sind, dass hetero Mann das unterdrückt und als Schwäche darstellt, wovor er am meisten Angst hat:  Ja, Femininität und Frau sein ist Stärke und Energie, die unendlich mächtig ist. 

Also liebe Männer, was könnt ihr machen, um ein effektiver Verbündeter zu sein und wie könnt ihr eure Privilegien nutzen, um toxische Maskulinität zu bekämpfen?
Erst einmal ist es wichtig, dass ihr euch richtig darüber informiert und eure Privilegien erkennt. Hört Betroffen zu: Frauen (Merke: Transgender Frauen sind auch Frauen!), homosexuelle Männer, Feministen, etc. Besonders auf Instagram findet ihr eine reiche Auswahl an sogenannten "Educatern", wie zB Blackrocktalk, ffabae, body_mary und natürlich auch viele andere, die dafür da sind um euch solche Themen zu erklären. Bitte bezahlt sie dafür auch angemessen, denn diese Menschen opfern ihre Zeit und emotionale Gesundheit um euch diese Dinge zu erläutern. Es gibt aber auch viele, die das einfach so machen, so wir wir. Denkt daran, dass ihr euch an Menschen wendet, die es direkt betrifft, auch wenn Männer wie Matt Mcgory gute Quellen sind um zu gucken, wie genau man am besten helfen kann.
Des Weiteren ist es wichtig viele Fragen zu stellen, wenn man sich bei etwas unsicher ist. Diese Fragen sollten aber nicht Belehrung, Ignoranz und Hass beinhalten, wie zB: "Bitte erklärt mir doch mal wo es diese angebliche toxische Maskulinität gibt", sondern Fragen, die respektvoll und wirklich für euren aufrichtigen Lernprozess von Vorteil sind, zB: "Gibt es Frauengruppen, die es besonders stark betrifft, oder sind alle Frauen gleichermaßen davon betroffen?".
Es ist auch wichtig, dass ihr vorher Selbstreflektion betreibt und guckt, ob ihr womöglich selbst toxische Maskulinität unterstützt und in euch habt. Fragt euch: Habe ich Eigenschaften, die womöglich die Ursache von toxischer Maskulinität sind? Wie trage ich dazu bei, dass toxische Maskulinität so tief in unserer Gesellschaft verankert ist? Wie profitiere ich von toxischer Maskulinität? Wie kann ich effektiv gegen toxische Maskulinität in mir selbst und in meiner Umgebung vorgehen?
Das könnt ihr zB machen, indem ihr zukünftig auf Sprüche wie "sei nicht so eine pussy" verzichtet oder andere Männer in eurem Leben darauf hinweist.
Bei weiteren Fragen schreibt uns eine E-mail, kommentiert hier oder erreicht uns über insta: @wirmuesstenmalreden

Kommentare

Beliebte Posts aus diesem Blog

Fett sein und Sex haben? Aber hallo!

"Diversität sollte kein Trend, sondern die Norm sein."- Teil 1. Ein Text von Bianca Twagiramungu & Lisa Jureczko

"Diversität sollte kein Trend, sondern die Norm sein." Teil 2. Ein Text von Bianca Twagiramungu & Lisa Jureczko