Rassismus an der Schauspielschule- ein Text von Bianca @biancatwagi

Ich war zwei Jahr lang an der Schule Schauspielschule der Keller um im Bereich der Schauspielkunst unterrichtet zu werden. Jeden Monat habe ich Geld für die mir gewünschte Bildung gezahlt. Hiermit möchte ich meine Erfahrungen mit euch teilen. 
Die Namen wurden geändert. 
Hier ein paar Fälle kurz, stichpunktartig zusammengefasst. Die Fälle ereigneten sich im Zeitraum von 2017 -2019 
Achtung! Triggerwarnung! Dieser Text enthält verletzende und dehumanisierende Wörter. Ich werde sie mit Sternchen versehen, wir Betroffene haben diese Wörter schon zu genüge vernommen! Komplett zensieren werde ich diese Wörter in diesem Text nicht, da ich genau diesen Schreibprozess brauche, um mich von diesen Dämonen zu befreien und damit die Gewalt die mir entgegengebracht wurde, deutlich wird. 
- Ich wurde von Dozent X. mehrmals während des Unterrichts als ,,Schwatte“ und als „exotisch“ bezeichnet. Zusätzlich wurde ich mit folgenden Aussagen konfrontiert: du kannst auf jeden Fall eine Stripperin glaubhaft spielen. Sexistische Bemerkungen die mich als Schülerin exotisieren und fetischisieren - immer wieder erniedrigende Witze von Dozent X über meinen Nachnamen während des Unterrichts, anstatt mich zu unterrichten möchte sich der Dozent lieber über, das in seinen Augen "anders sein", von mir unterhalten. 
-zweimal fällt der Satz: ,,...wie die N****lein“ von Dozenten Y.( Im Kontext einer Übung, bei der jeweils ein Schüler in jeder Runde ausscheidet) 
- Bemerkung von Dozentin W., dass ich mit meiner Kurzhaarfrisur aussehen würde wie Roberto Blanco, während des Unterrichts. MitschülerInnen brechen in Gelächter aus 
- Konstante Bemerkungen von Dozenten Y und Dozenten M über meinen Körperbau, dass dieser sich vom Körperbau meiner MitschülerInnen unterscheide und ich mich im Vergleich zu meinen MitschülerInnen anders bewegen würde. 
- Konstante Bemerkungen über meine Haare in den zwei Jahren, unabhängig davon welche Frisur ich trug, von Dozentin F., dass ich meine Rasta abschneiden soll und dass meine langen Haare meine Fähigkeiten beeinträchtigen, was nicht der Wahrheit entspricht und unangebracht ist. Andere SchülerInnen mit langen und auch längeren Haaren, wurden nicht auf ihre Haare angesprochen. Wir wurden gezwungen Max und Moritz rassistische Gedichte bei einer Veranstaltung zu lesen obwohl ein (weißer) Schüler offen gesagt hat, dass er sich unwohl dabei fühlt und auch ich gesagt habe, dass ich dies nicht möchte. Dozentin F. hat darauf bestanden, dass wir die Strophen unzensiert vortragen. Die Dozenten haben in ihrem Unterricht immer wieder betont, dass SchülerInnen nicht über ihre Grenzen gehen sollten und das eigene Wohlergehen wichtig ist. Doch wenn eine Schülerin/ein Schüler dies praktizieren, wird es verneint. Wir mussten an der Veranstaltung teilnehmen und die Texte lesen. Das Publikum hat bei der Lesung gelacht. Es war demütigend! 

- andere SchülerInnen wurden zu Vorsprechen und Castings geschickt, auch SchülerInnen aus dem Jahr unter mir, und ich nicht. Chancengleichheit? Vergebens! Die zwei Vorsprechen die ich hatte, hatte ich durch Eigenarbeit. Nachdem ich zu einem Casting für einen TV-Sender eingeladen wurde, meinte die Schulleitung das wäre ihr Verdienst aber ich hatte Jahre vor Beginn der Ausbildung schon Mailkontakt mit der zuständigen Castingagentur 
- Nach der Prüfung im Juli 2019 die Aussage der Schulleitung, dass ich als Schwarze Person nicht auf diesem Arbeitsmarkt bestehen würde, und nicht davon leben könnte. 
- Das ich mich nicht entwickeln würde und auch nicht weiter entwickeln kann und dass es keinen Sinn macht. Das es unverantwortlich wäre mich weiterhin auszubilden und dann auf den Arbeitsmarkt zu schicken, weil ich eh nicht davon leben könnte und das fällt denen auf, nachdem ich so viel Zeit und Geld in dieses Institut gesteckt habe 
- Im ersten Jahr wurde immer betont, dass man nicht einfach so durchfällt, innerhalb der 6 Monate vor der Prüfung würde es ein ggf.-mehrere Gespräche mit Dozenten geben und dies hat in keiner Form stattgefunden, auch nicht mit meinem von der Schulleitung zugeordneten „Vertrauenslehrer“ bzw. Coach obwohl wir uns mehrmals innerhalb der 6 Monate getroffen haben und somit die Möglichkeit bestand mir die Gefährdung der Versetzung mitzuteilen. 
-- Es gab mehrere Versuche von zwei Dozenten mich direkt nach der Verkündung des Prüfungsergebnisses zu kontaktieren, wodurch mein Bedürfnis nach Privatsphäre nicht respektiert wurde. Beide Personen waren anwesend, als ich gesagt habe, dass ich nach diesem Prüfungsergebnis allein sein will und meine Ruhe brauche. Beide Personen haben mich trotzdem angerufen (die Anrufe habe ich nicht entgegengenommen) und mir Nachrichten geschickt 
- Das Feedback nach der ersten Prüfung im zweiten Schuljahr im Januar 2019 war gefüllt mit Stereotypen und Klischees, meine schauspielerischen Fähigkeiten standen im Hintergrund und wurden kaum erwähnt. Mir wurde gesagt das ich mich einem Gospelchor anschließen soll und dass ich so spiele wie Whoopi Goldberg- Aussagen von Dozenten Y. 
- Intendant des Theaters Theater der Keller, fragte mich ob ich bei einem Liederabend mitsingen würde, weil “wir noch Farbe im Programm brauchen“
Text: Bianca Instagram: @biancatwagi


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